Wissenswertes zur molekulargenetischen Blutgruppentypisierung

Vorteile molekulargenetischen Blutgruppentypisierung?

Mit der 2017 überarbeiteten „Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämotherapie)“ hat die Bundesärztekammer weitere Qualitätsstandards für Spender und Empfänger von Blutprodukten gesetzt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt halten molekulargenetische Verfahren zur Blutgruppentypisierung Einzug in die Routine-Patientendiagnostik und stellen eine wichtige Ergänzung der serologischen Diagnostik dar [1.].

Die Auswahl passender Blutkomponenten in der Transfusion und Transplantation basieren nach wie vor auf dem serologischen Blutgruppennachweis des Wiener Pathologen Karl Landsteiner von vor über 100 Jahren.

Für spezielle Fragestellungen werden bereits seit vielen Jahren molekulargenetische Methoden zur Blutgruppendiagnostik eingesetzt. Das Ziel dieser Übersicht ist es, den molekularbiologischen Hintergrund und die Möglichkeiten der Anwendung molekulargenetischer Blutgruppenuntersuchungen vorzustellen.

Welche konkreten Vorteile daraus resultieren, haben wir für Sie zusammengestellt.

Welche Vorteile bringt die molekulare Blutgruppentypisierung für Ihr Labor?

Hier die wichtigsten Einsatzgebiete auf einen Blick:

Bei schwachen oder fraglichen serologischen Ergebnissen

Mehr Sicherheit bei Transfusionen durch die molekulargenetische Zweit-Bestimmung. Mit dieser Ergänzung können viele fragliche Befunde aufgeklärt werden.

Bei der Erstbestimmung und / oder wenn Sie unabhängig von seltenen, oft zu teuren Blutgruppenreserven sein wollen

Für einige Blutgruppenmerkmale kann die Ersttypisierung direkt auf molekulargenetischer Basis durchgeführt, zum Beispiel bei den seltenen Blutgruppenmerkmalen.

Die Testseren von selten Blutgruppenallelen sind oft schwer erhältlich oder sehr teuer. Auf Grund der Verteilung tragen sehr wenige Menschen diese Blutgruppenallele, wodurch die Herstellung bzw. Beschaffung des Ausgangsmaterials kompliziert ist oder es ist schlicht nicht verfügbar.

Wenn eine sparsame Verwendung kostbarer Rhesus D negativer Blutkonserven angestrebt wird

Dabei hilft die Bestimmung der Weak D Typen. Weak D Type 1, 2 und 3 sind die häufigsten der Weak D Typen und Patienten mit diesen Weak D Typen können RhD positive Blutkonserven erhalten. Alle anderen Weak / Partial D Typen müssen Rhesus D negatives Blut erhalten.

Rhesusprophylaxe - Ja oder Nein

Durch eine gezielte Typisierung von Mutter und Vater (Bestimmung der RhD Zygotie) kann die Entscheidung getroffen werden, ob eine Rhesusprophylaxe notwendig ist oder ob darauf verzichtet werden kann.

Bei der HNA und HPA Typisierung

Können sehr hilfreich sein:

  • zur Abklärung eines TRALI Verdachts (Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz),
  • zur Abklärung bei Verdacht auf das Vorliegen einer NIN (Neonatale Immunneutrophenie) und NITP (Neonatale Immunthrombozytopenie). Dieses sind Erkrankungen vergleichbarer Pathogenese zum Morbus Hämolyticus Neonatorum (MHN). Auch im HPA und HNA System kann es während der Schwangerschaft zu Immunreaktionen gegen Neutrophile Granulozyten oder Thrombozyten des Kindes kommen,
  • zur Vorbereitung von Granulozyten- und Thrombozytentransfusionen, insbesondere wenn bereits Antikörper gegen HNA oder HPA bekannt sind.

Zur Reduzierung von Alloimmunisierungen und hämolytischen Transfusionsreaktionen

Werden sowohl Patienten als auch Spender umfassend typisiert, reduziert sich das Risiko von Alloimmunisierungen und damit auch von hämolytischen Transfusionsreaktionen. Werden selbst die selten Blutgruppensysteme getestet und auch abgeglichen wird die Kompatibilität größer und es werden keine Alloimmunisierungen mehr in Kauf genommen. Ebenso wird das Risiko für hämolytische Transfusionsreaktionen gesenkt.

Für Patienten, welche bereits mehrere Transfusionen erhalten haben oder hämatologische/ onkologische Patienten

Bei Patienten mit bereits erworbenen Antikörpern, besonders wenn diese Antikörper gegen häufig vorkommende Blutgruppenmerkmale sind, ist es oft schwierig passende Spender zu finden.

Unklare serologische Ergebnisse

Die Serologie kommt an ihre Grenzen bei mehrfach transfundierten Patienten oder Patienten mit autoimmunhämolytischen Erkrankungen (AIHA), alloimmunen Antikörpern, Hemolytic disease of the newborn (HND) oder nach Knochenmarktransplantationen. Diese Ergebnisse sind oft nicht eindeutig. Die Molekulargenetik liefert in diesen Fällen klare und eindeutige Ergebnisse.

Bei Patienten mit

  • bereits erworbenen Antikörpern (AK),
  • beim Vorliegen von mehreren Antiköpern,
  • beim Vorliegen von Antikörpern gegen häufig vorkommende der seltenen Blutgruppenmerkmale

Hier ist es oft schwierig, passende Konserven zu finden.

Ihre Experten in der Blutgruppentypisierung

Serologische oder molekulargenetische Blutgruppentypisierung – beide Methoden haben ihre Einsatzgebiete.

Sie haben Fragen zu den Methoden, unseren dazu passenden Test-Kits oder zur Blutgruppentypisierung allgemein? Gerne stehe ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Senden Sie eine E-Mail oder kontaktieren Sie mich gerne auch telefonisch.

Kira Kirchgessner
Produktmanagerin
Blutgruppendiagnostik
+49 6404 925-318
+49 170 9509943
Kira Kirchgessner, Produktmanagerin

Literatur und Literaturempfehlungen

1 Mullis, K. B. (1990): The unusual origin of the polymerase chain reaction. In: Scientific American 262 (4), 56-61, 64-5. DOI: 10.1038/scientificamerican0490-56.

2 Maheaswari, Rajendran; Kshirsagar, Jaishree Tukaram; Lavanya, Nallasivam (2016): Polymerase chain reaction: A molecular diagnostic tool in periodontology. In: Journal of Indian Society of Periodontology 20 (2), S. 128–135. DOI: 10.4103/0972-124X.176391.

3 Applied Biosystems®, life technologies™: Real-time PCR handbook. Basics of real-time PCR. In:. Online https://www.thermofisher.com/, zuletzt geprüft am 13.05.2020.

4 Joshi, Mohini; Deshpande, J. D. (2011): POLYMERASE CHAIN REACTION: METHODS, PRINCIPLES AND APPLICATION. In: Int Jour of Biomed Res 2 (1). DOI: 10.7439/ijbr.v2i1.83.

5 Calculations for Molecular Biology and Biotechnology (2016): Elsevier.

6 Deepak, S. A.; Kottapalli, K. R.; Rakwal, R.; Oros, G.; Rangappa, K. S.; Iwahashi, H. et al. (2007): Real-Time PCR: Revolutionizing Detection and Expression Analysis of Genes. In: Current Genomics 8 (4), S. 234–251.

7 Holzapfel, Bianca; Wickert, Lucia (2007): Die quantitative Real-Time-PCR (qRT-PCR). Methoden und Anwendungsgebiete. In: Biol. Unserer Zeit 37 (2), S. 120–126. DOI: 10.1002/biuz.200610332.

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